Ece Mozart – 2005, Kurzfilm (Mozartminute) 1 Min.
Ece ist ein in Istanbul lebendes autistisches Mädchen. ich habe sie kennen gelernt als meine Freundin, eine Musikerin, mit ihr Musik Therapie gemacht hatte.
Die Idee von Sprache ist dem Körper und der Körpersprache schon lange vor dem gesprochenen Wort und der Schrift eingeschrieben. Im artikulierten Scheitern an der Aussprechbarkeit ist aber die Erfahrung der Sprachlosigkeit angesichts des Unaussprechlichen und dennoch Empfindbahren schon enthalten. Dieses Thema liegt auch dem einminütigen Film zugrunde.
Meine Methode Filme zu machen setzt spontanes Umgehen mit der Situation voraus. Ebenso ist ein mentales Eingehen auf agierende Personen Bedingung. Das möchte ich auch vom Betrachter des Filmes einfordern.
Stille
- Ece sitzt am Klavier
- Stille
- Wer ist sie?
- Wann beginnt sie?
- Was wird sie spielen?
- Stille
- Bewegung; in ihren Händen
Stille
- Der Körper scheint angespannt
- Die Hände kurz davor, die Tastatur zu spielen
- Stille
- Die Spannung löst sich
- Ein Klang, ein Ton, eine Melodie
Paradoxerweise leistet Songül Boyraz damit eine Reontologisierung des Körpers auf der Basis seiner Medialisierung. Im Angesicht des medialisierten Körpers wird erst klar, dass der Körper immer schon und a priori Medium war. Die Idee von Sprache ist dem Körper und der Körpersprache schon lange vor dem gesprochenen Wort und der Schrift eingeschrieben. Im artikulierten Scheitern an der Aussprechbarkeit ist aber die Erfahrung der Sprachlosigkeit angesichts des Unaussprechlichen und dennoch Empfindbaren schon enthalten. Was als dokumentarischer Blick aufs Körperfragment ansetzt, entpuppt sich als blanker Expressionismus. In anderen Arbeiten dominiert die Frage nach dem medialen Raum und sein Verhältnis zur Bedeutung und Vorstellung des Körpers.
Die Spannung ihrer Arbeit basiert auf der paradoxen Erfahrung, dass erst die entfremdende mediale Fassung von Körper und Raum, d.h. die Abbildbarkehit und darin immanente Bildhaftigkeit der beiden als wesentlichste Eigenschaft zum Vorschein kommt. Körper und Raum werden nicht erst durch ihre Übersetzung ins Abbild zum Bild, sondern sie fungieren immer schon und a priori als Vorstellung von und für Funktionen. Als imaginäre Figuren werden Körper und Raum nicht nur offen für ideologische Besetzungen, sondern auch zu Medien politischer Machtverhältnisse. Wenn Songül Boyraz mit Gefühlen wie Angst, Klaustrophobie, Sprachlosigkeit und Instabilität operiert, dann beziehen sich diese auf die Erfahrungen angesichts dieser politischen Machtverhältnisse, die hier quasi im Licht körperlicher und räumlicher Schwingungen und Verschiebungen abgebildet werden.
Andreas Spiegl